Praktikanten sammeln ein Jahr lang in der Salzwedeler Jeetzeschule Erfahrungen

Schule aus einer völlig neuen Perspektive erlebt momentan Carlo Pochte. Bis vor kurzem drückte der 20-jährige Altmärker noch selber die Schulbank. Nunmehr gehört er mit Robin Meyer zu den ersten Praktikanten, die für ein vollständiges Schuljahr in den Betrieb der Jeetzeschule in Salzwedel integriert sind.

Robin Meyer (von rechts) und Carlo Pochte arbeiten aktuell auf der Jeetzefarm. Hier sprechen sie am Lagerfeuer mit Schülern.
Foto: Jörg Schulze VOLKSSTIMME

Carlo Pochte und Benny Sobainski arbeiten auf der Jeetzefarm Hand in Hand. Dabei bereiten sie Flächen für den Anbau vor, arbeiten am neuen Feuchtbiotop und reparieren Zäune. Und doch gibt es einen großen Unterschied zwischen den beiden jungen Leuten. Während Benny die achte Klasse besucht, ist Carlo als Praktikant tätig. Dabei drückte er bis vor wenigen Monaten selber noch in der gymnasialen Oberstufe die Schulbank in der Jeetzeschule. Nunmehr sammelt er erste Erfahrungen für eine spätere berufliche Tätigkeit im pädagogischen Bereich.

„Vieles ist vertraut. Und doch ist es ein großer Unterschied, ob ich als Praktikant oder Schüler tätig bin“, stellt Carlo nach gutsieben Monaten fest. Und das, obwohl ihm nach 13 Schuljahren der Alltag der Bildungseinrichtung bestens bekannt ist. Der größte Unterschied liegt für ihn in Grad der Aktivitäten. Als Schüler konnte er sich passive Zeiten leisten, sich mal zurück nehmen. Der Lehrer – und als solchen nehmen die Schüler Robin durchaus wahr – muss selber Ideen entwickeln, Projekte umsetzen, Schüler motivieren, Verantwortung übernehmen, Präsenz zeigen.

Mehr Erfahrungen auf diesem Gebiet konnte Robin Meyer bereits sammeln. Hinter dem 25-Jährigen liegen sechs Semester seines Pädagogikstudiums. Auch Erfahrungen an Schulen konnte er machen. Die Salzwedeler Jeetzeschule nimmt eine Sonderrolle ein.

„Kleine Klassen, viel Zeit für jeden Einzelnen und persönlicher Kontakt sind so nicht überall zu finden“, zeigt sich Robin im Rückblick auf ein Praktikum in Kiel von der Jeetzeschule beeindruckt. Frontalunterricht und Distanz zum Lehrer bestimmten in der Schule im nördlichsten Bundesland das Geschehen. Klassenstärken von deutlich über 30 Schülern waren an der Tagesordnung. Von einem außerschulischen Projekt wie der Jeetzefarm mit Kochen, handwerklicher Arbeit und Naturerleben wagte dort niemand zu träumen. Bei den Schülern kommen die jungen Lehrkäfte auf Zeit gut an.

„Robin und Carlo sind echt lustige Typen, die viele gute Tipps für uns haben“, bestätigt Benny Sobainski. Und ganz sympathisch sind sie auch versicherte Lilli Walter.

Als echte Bereicherung sieht Susanne Schmidt ihre jungen Kollegen auf Zeit. „Durch ihr Alter haben sie einen anderen Zugang zu den Schülern. Das ermöglich einen neuen Blick auf die Jugendlichen“ betont Schmidt. Ein Praktikum über ein vollständiges Schuljahr ist ihrer Ansicht nach ein Gewinn für beide Seiten. Die Praktikanten können so nicht nur Projekte entwickeln, sondern haben auch die Möglichkeit, diese mit den Schülern umzusetzen und Entwicklungen bei den Jugendlichen zu beobachten. Ob die beiden Praktikanten eines Tages jedoch als Lehrer an die Jeetzeschule zurück kehren werden, lassen beide offen.

„Ich könnte mir sehr gut einen Job im Bereich der Sozialoder Erlebnispädagogik vorstellen“, sagt Carlo Pochte. Und auch Robin Meyer tendiert aktuell in eine ähnliche Richtung.

Die Jeetzeschule möchte übrigens auch im kommenden Jahr jungen Leuten die Chance auf einen solchen Perspektivwechsel geben. Informationen gibt es direkt in der Schule.

Quelle: VOLKSSTIMME – Von Jörg Schulze

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