Eltern machen Jeetzeschüler neugierig auf das Berufsleben

Einblicke in die Arbeitswelt: Schüler haben es derzeit nicht leicht, auf diesem Gebiet Erfahrungen zu sammeln. Die Coloradogruppe der Salzwedeler Jeetzeschule hat aber die Chance dazu bekommen: Eltern sprangen ein und geben ihr Wissen weiter.

Ungewöhnliche Zeiten, wie derzeit während der Corona-Pandemie, erfordern besondere Ideen. Auf solch eine ist Stefanie Lüdemann, Lehrerin in der Jeetzeschule Salzwedel, gekommen: „Ich habe die Eltern meiner Fünft- und Sechstklässler gefragt, ob sie Lust darauf hätten, ihre Berufe vorzustellen.“ Die Resonanz sei richtig gut gewesen. Und die Schüler, fügt die Pädagogin augenzwinkernd hinzu, seien noch in einem Alter, in dem sie stolz darauf seien, wenn Mutter oder Vater in die Schule komme.

Auf diese Weise sei es gelungen, in den Schulalltag einen Bezug zur Lebenswelt einzubauen, berichtet Stefanie Lüdemann. „Uns geht es nicht um Frontalunterricht, sondern darum, dass die Schüler etwas anfassen können, aber auch hören, dass die persönliche Entwicklung mit einem erlernten Beruf noch längst nicht am Ende ist“, sagt sie.

Alle 14 Tage steht die „Berufewerkstatt“ jetzt auf dem Stundenplan. Den Auftakt gab es mit Andreas Rickel, der bei einem Pretzierer Unternehmen tätig ist und sich in Sachen Fotovoltaik bestens auskennt. Den praktischen Bezug haben die 20 Schüler aus der Coloradogruppe zu dieser Technik: Denn auf ihrer Bildungsstätte gibt es solch eine Anlage, mit der Strom aus Sonnenenergie produziert wird. „Der Vater hatte nicht nur eine Platte mit Solarmodulen mitgebracht, die genau betrachtet werden konnten, sondern auch eine Wärmebildkamera, mit deren Hilfe die Kinder sehen konnten, wo Wärme aus ihrer Schule entweicht“, berichtet die Lehrerin.

Den Beruf des Seemanns habe Mathias Panse vorgestellt. Er ist Kapitän auf Schleppern und Küstenfahrzeugen. Der Vater hatte einen Überlebens und Arbeitsanzug mitgebracht, in den Fynn Gesk schlüpfen durfte. Die Uniform tragen Schiffsmechaniker an Deck. Wie sie funktioniert, was eine Papierseekarte ist und der „Seegeruch aus der Doose“, all das erfuhren die Colorados.

Tilmann Eitner stellte seinen Beruf als Kameramann und das Jugendfilmcamp in Arendsee vor. Wie ein Film entsteht und welche Produktionsschritte dazu erforderlich sind, all das erfuhren die wissbegierigen Fünft- und Sechstklässler.

Zu welchem Lerntyp gehören die Schüler? Das wissen sie seit dem Besuch von Katja Namysl, die als Ergotherapeutin arbeitet. Denn durch eine Analyse lässt sich herausfinden, ob das Lernen am besten durchs Hören, Sehen, Tasten oder Fühlen geht. Sie hatte aber auch Gegenstände mitgebracht, die für die Arbeit mit ihren Patienten wichtig ist.

Einladungen zum Praktikum
Nach den Ferien geht die Berufewerkstatt weiter. Dann werden unter anderem eine Goldschmiedin und ein Lebensmittelverarbeiter zu Gast sein. „Die Eltern haben immer wieder vermittelt, dass die Betriebe, in denen sie arbeiten, offen für Praktikanten sind“, freut sich Stefanie Lüdemann. Für die Schüler sei das ein Plus. Denn ab der siebten Klasse steht ein jährliches Praktikum auf dem Stundenplan. „Da haben sie schon einen kleinen Vorteil“, urteilt die Lehrerin, die den Eltern für ihr aktives Mitwirken sehr dankbar ist.