Am 04. Juli, einen Tag vor den Sommerferien, wurden die beiden Klassen der Oberstufe (Amur und Elbe) von dem Theaterensemble „Das Letzte Kleinod“ zum Salzwedler Bahnhof zu einer Vorstellung zum Thema Flucht aus der DDR in den Westen eingeladen. Das Stück trug den Namen: „Über den Zaun“ und wurde von sechs SchauspielerInnen in den Hauptrollen dargeboten. Es war ein beeindruckender und lebhafter Auftritt, der die Geschichte von sechs DDR-BürgerInnen im Jahr 1989 erzählt hat, die auf eigene Faust versuchen in den Westen zu fliehen.

Letzter Abschnitt der anstrengenden Flucht: Ausreise über DDR-Gebiet ins bayerische Hof. Unsicherheit und Angst in den Augen der Flüchtlinge. Ein letztes Mal Zittern, als die Staatssicherheit die Waggons betritt und den aus Prag kommenden DDR-Bürgern ihre Pässe abnimmt. FOTOS (6): GOETZIE

Letztendlich treffen sich die Personen in Prag, von wo sie mit einem Zug in die BRD gelangen. Die Aufführung wurde sehr kreativ gestaltet und die ZuschauerInnen, die in sechs verschiedene Gruppen eingeteilt waren, haben mehrfach ihren Platz gewechselt, um eine neue Perspektive auf das Geschehen der Figuren zu erlangen und somit den Verlauf ihrer Flucht zu verfolgen. Zwischendurch wurde die Vorstellung von Gesangs- und Musikeinlagen der SchauspielerInnen unterstützt, wodurch es unterhaltsam blieb und nicht langweilig wurde. Die Vorstellung hat uns einen intensiven und gut verständlichen Einblick in das Ende DDR gegeben und die Gefühle und Denkweisen der Menschen, die den Wunsch hatten ein freies Leben in der BRD zu haben.

„Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee …“: Der Nina-Hagen-Klassiker „Du hast den Farbfilm vergessen“ versetzt in das Lebensgefühl des Ostens von damals.

Gefördert wurde der Theaterbesuch von der Karin-Witte-Stiftung.

Kaum eine Phase der neueren deutschen Geschichte berührt wie die Wendezeit. Die Theater-Gruppe „Das letzte Kleinod“ nahm sich ein Stück heraus und setzte es in ihrer Form um.

#Salzwedel – Schon 2022 gaben sie ein vielbeachtetes Gastspiel in der Hansestadt. Wie im Vorjahr widmete sich die Schauspielgruppe „Das letzte Kleinod“ auch in diesem Jahr einer Thematik mit Regionalbezug. Das Resultat war großer Bahnhof: ausverkauft!

Frauen und Kinder zuerst: Die prekären hygienischen Zustände und die Frequentierung der sanitären Anlagen in der deutschen Botschaft in Prag als Teil der Inszenierung.

Berührendes Thema

Hatte das Auswandererthema „Amerikalinie“ noch ohne Bezug zum eigenen Erfahrungshorizont der Zuschauer Erfolg, so war es dieses Mal anders. In den Zuschauerreihen hörte man Sätze wie „Das haben wir damals noch live miterlebt“. Die zugespitzten Ereignisse des Sommers 1989 sind dauerhaft im nationalen Gedächtnis verankert. In Salzwedel trifft man noch viele Zeitzeugen der friedlichen Revolution an. Man ist dankbar für diese Retrospektive.

Leichtigkeit bewahrt

Ergreifend wirkten die wörtlich rezitierten Erfahrungsberichte Betroffener, die, zu Beginn an sechs Stationen parallel und versetzt aufgeführt, tiefes Mitgefühl zu erzeugen wussten.

Strategisch unfreundlich: Diese Devise verfolgten die Grenztruppen zur Entdeckung von Republikflüchtlingen.

Mit musikalischen Einlagen wie Hasselhoffs Wendezeit-Hit „I´ve been looking for freedom“ und auch mit teils von Spiel- und Wortwitz geprägten Darstellfreiräumen, kehrte aber zwischendurch das Lächeln beim Publikum zurück. Als „warmherzig“ beschrieb Regisseur Jens-Erwin Siemssen am Ende die Salzwedeler. Das weckt Hoffnungen auf ein drittes Gastspiel des Theaters.

Quelle: VON LEIF GOETZIE Altmarkzeitung Donnerstag, 06. Juli 2023, Altmarkkreis Salzwedel / Lokales

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