Über fast 1400 Kilometer zieht sich das Grüne Band durch Deutschland und ist zugleich eine Schatzkammer der Artenvielfalt. Auf Initiative des Landesheimatbundes ging es am Sonnabend um die künftige Nutzung dieses Juwels.

Hauke Heidenreich vom Landesheimatbund blickt durch einer der Schießscharten im ehemaligen Grenzturm bei Hoyersburg.
FOTOS: JÖRG SCHULZE

#SALZWEDEL. Hartmut Jakobs aus Zicherie kann sich noch sehr gut an die Zeit erinnern, als der damalige Todesstreifen mitten durch das einstige Doppeldorf Zicherie-Böckwitz lief. „Wir hatten eine gemeinsame Schule, feierten, lebten und starben gemeinsam“, blickte Jakobs zurück. All das wurde mit Gewalt unterbrochen. Seine Frau, noch in Böckwitz geboren, wurde mit ihren Eltern nach Bitterfeld zwangsausgesiedelt und kam über die Flucht nach Westberlin zurück nach Zicherie. Mit dem Grenzmuseum Böckwitz will Hartmut Jacobs an die Teilung und das Glück der Wiedervereinigung erinnern. Damit gehört er zu den zahlreichen Akteuren am Grünen Band, die die Region beiderseits der alten Grenze in einem Dreiklang aus Kultur, Natur und Geschichte für Einheimische erlebbar machen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Gisa Märgner. Als Lehrerin an der Jeetzeschule leitete sie ein Projekt zum Thema Flucht und Vertreibung.

„Es war interessant, wie sich die jungen Leute nach anfänglicher Skepsis immer mehr dem Thema öffneten und mit der Generation der Zeitzeugen ins Gespräch kamen“, blickte Märgner zurück. Gemeinsam mit anderen Aktiven folgten Hartmut Jakobs und Gisa Märgner am Sonnabend einer Einladung des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt nach Salzwedel. „Es gibt viele verschiedene Institutionen und Vereine mit sehr interessanten Aktivitäten rund um das Grüne Band. Als Landesheimatbund wollen wir diese auf den regelmäßig stattfindenden Treffen vernetzen und mittelfristig als ihr Interessenvertreter im Land und auf Bundesebene auftreten“, sagte Hauke Heidenreich, Referent für Erinnerungskultur und Engagement am Grünen Band. Noch im November soll es übrigens eine gemeinsame Homepage für das Grüne Band in Sachsen-Anhalt geben.

Gisa Märgner genießt einen Blick auf das nahe Niedersachen, der einst nur den DDR-Grenzern vorbehalten war.
FOTOS: JÖRG SCHULZE

Dass eine Interessenvertretung aller Akteure einiges erreichen könnte, unterstrich Dr. Alexandra Kruse in ihrem Vortrag. Sie sieht durchaus gute Chancen, das Grüne Band zum Welt-Natur- und Kulturerbe erklären zu lassen.

„Erste Ideen dazu gab es bereits vor rund 20 Jahren. Doch die Zeit war damals noch nicht reif für diesen Schritt“, blickte Kruse zurück. Heute stehen die Chancen deutlich besser, das Grüne Band steht auf der Vorschlagsliste des Landes Sachsen-Anhalt.

„Es gibt viele verschiedene Institutionen und Vereine mit sehr interessanten Aktivitäten rund um das Grüne Band.“

Hauke Heidenreich,
Referent für Erinnerungskultur

Schließlich markierte die damalige Grenze einen Schnittpunkt völlig unterschiedlicher Wertvorstellungen und markierte damit einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte. Heute ist das ausgewiesene Naturmonument nicht nur ein Symbol zur Überwindung von Grenzen, sondern auch ein Rückzugsort für vom Aussterben bedrohte Arten. Unterstützung für die Akteure gibt es dabei nicht zuletzt aus der lokalen Politik. So lobte Landrat Steve Kanitz die wunderbaren Naturräume bis hinein in den Drömling und seine Amtskollegin aus Lüchow-Dannenberg, Dagmar Schulz, die Orte deutsch-deutscher Erinnerung. Aktive wie Gisa Märgner und Hartmut Jakobs werden diese Entwicklung sicher mit Freude sehen. Ist es doch auch eine Anerkennung ihres Engagements.

Quelle: VON JÖRG SCHULZ – Die Volksstimme empfiehlt vom 17. Oktober 2023 den Artikel Todesstreifen als Weltkulturerbe https://epaper.volksstimme.de/volksstimme/share/UEpDRjFJQzhtOGtIdU1aemp5UlhodTU1NEVrQWRwYlBPQm1DaWtQeEo4WGdQd09rRXZVS0FQdlpQbEZNYWt4QXJEZnJIakRFQU9NSGJ3aXNuSEx4ZTBXNGVJUy83cUZkdmJ6Q3NVbVNEcE9Wd2xFcHlNRGNIVFZ0dW11RHNBND0=?preview=true 

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