Verein Miteinander erinnert mit Fotos an deportierte Juden aus Salzwedel.

#SALZWEDEL. Am gestrigen 9. November jährte sich die Reichspogromnacht von 1938 zum 85. Mal. Die Nationalsozialisten waren damals von der Diskriminierung erstmals zu offener Gewalt gegen Juden übergegangen. Sie töteten nach Schätzungen von Historikern mehr als 1.300 Menschen, zerstörten mehr als 7.000 Geschäfte jüdischer Einzelhändler und verwüsteten Wohnungen von Juden. Dieser staatlich angeordnete Antisemitismus gilt heute als das offizielle Signal zum größten Völkermord der Geschichte, dem Holocaust.

Cathleen Hoffmann vom Verein „Miteinander“ nahm am Mittwochnachmittag anlässlich des 85. Jahrestages der Reichsprogromnacht Kinder der fünften und sechsten Klasse der Jeetzeschule mit auf eine Zeit- und Gedenkreise. Ziel: Einige der 16 Stolpersteine für die im Dritten Reich aus Salzwedel deportierten Juden. Mit Bildmaterial und Hintergrundinfos skizzierte Hoffmann den Heranwachsenden die tragischen Schicksale, aber auch das glückliche Entkommen der Bankiersfamilie Bacharach. Aufmerksam hörten die Schüler zu und beantworteten ihre Fragen. An den Steinen legte die Gruppe symbolische Kerzen nieder. FOTO: GOETZIE

Auch in Salzwedel fielen zahlreiche Juden den Verfolgungen der Nationalsozialisten zum Opfer. Stolpersteine – kleine, in den Boden verlegte Messing-Gedenktafeln vor ihren ehemaligen Wohnhäusern – erinnern an diese Menschen in der Hansestadt. Die Stolpersteine sind ein im Jahr 1992 begonnenes Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in 29 weiteren Ländern wurden sie bisher verlegt. Im Mai 2023 verlegte Demnig in Nürnberg den 100.000. Stolperstein.

Den Fünft- und Sechstklässlern der Jeetzeschule, die gestern an dem Rundgang teilnahmen, brachte Bildungsreferentin Cathleen Hoffmann vom Verein Miteinander die persönlichen Geschichten hinter den Stolpersteinen anhand von Fotos der Vertriebenen und Episoden aus deren Leben nah. Der aktuelle Krieg in Israel kam dabei nicht zur Sprache. „Das ist für unsere Schüler noch zu schwierig“, erklärte Klassenlehrerin Karolin Lemme am Rande der Veranstaltung. Vereinzelt würden Kinder während der Schulzeit danach fragen, die Bilder vom Krieg würden sie sehr belasten. Für sie als Lehrerin sei es ein ausgesprochen kompliziertes Thema. Der Holocaust selbst sei schon sehr harte Kost für die Schüler. „Die Nazis ermordeten auch Kinder“, machte Cathleen Hoffmann ihnen klar. „Ich finde es nach wie vor sehr wichtig, über den Holocaust zu sprechen“, so Lemme. Fremdenfeindliche, diskriminierende Haltungen seien durchaus auch im familiären Umfeld von Jeetze-Schülern zu bemerken, fügte sie hinzu.

Quelle: VON BEATE ACHILLES

Die Volksstimme empfiehlt vom 10. November 2023 den Artikel Jeetze-Schüler besuchen Stolpersteine https://epaper.volksstimme.de/volksstimme/share/UEpDRjFJQzhtOGtIdU1aemp5UlhodTU1NEVrQWRwYlBPQm1DaWtQeEo4WGdQd09rRXZSWVU2dUlhUVlmYWtzVStXVHJIaktSVmVOZloxZjRuSG1uTFJIcmNOTy91YVVCdXJ6Q3NVbVNEcE9Wd2xFdnlNYmNIVFZ0dW11RHNBND0=?preview=true 

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