Nach einem Film über Maria Montessori im Filmpalast berichtet unter anderem Antje Pochte, Leiterin der Jeetzeschule, über die Umsetzung des besonderen pädagogischen Konzeptes.

SALZWEDEL. „Jeder Mensch ist ein Individuum und trägt ein eigenes Streben nach perfekter Entwicklung in sich“, ist Juliane Nader überzeugt.

Die studierte Grundschullehrerin ist ausgebildete Montessori-Pädagogin und leitet die Freie Schule Altmark in Depekolk. Dort betrachteten die Lehrer die ihnen anvertrauten jungen Menschen als gleichwertig. „Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Schüler zu unterstützen, vertrauensvoll ihren eigenen Weg zu gehen“, beschreibt Nader die Haltung der Pädagogen.

Luisa Hacggqwist (Weiterbilderin für Lehrer, von links), Juliane Nader (Freie Schule Altmark) und Antje Pochte (Jeetzeschule) kommentierten im Filmpalast Salzwedel den Film „Maria Montessori“ und beantworteten Fragen des Publikums.
FOTO: BEATE ACHILLES

Am Dienstagabend stand sie gemeinsam mit der Pädagogin Luisa Hacggqwist und der Schulleiterin der Jeetzeschule, Antje Pochte, nach einem gemeinsamen Besuch des Films „Maria Montessori“ im Salzwedeler Filmpalast dem Publikum Rede und Antwort zu den praktischen Erfahrungen mit der Montessori-Pädagogik. Alle drei Lehrerinnen heben die Stärken des speziellen Montessori-Unterrichtsmaterials im Fach Mathematik hervor. „Die Schüler entwickeln durch das spielerische Lernen mit dem Mathematerial eine sehr gute Mengenvorstellung“, sagt Nader.

Das sei auch im Film in einer Szene gut herausgekommen, in der Montessori spielende Kinder beobachtet und der Amme ihres Sohnes erklärt, dass Spielen in Wirklichkeit Lernen sei. „Kinder aus Regelschulen haben oft kein Verständnis von vierstelligen Zahlen als Menge. Das ist bei Montessori-Schülern anders“, erläutert Antje Pochte, die selbst als Mathelehrerin ausgebildet ist.

Auch im Fach Deutsch zeige der Montessori-Ansatz gute Erfolge. „Die Kinder können früh vielfältige Wortarten unterscheiden, gut Geschichten schreiben und haben ein gutes Textverständnis“, schildert Juliane ader. Die Rechtschreibfähigkeiten lägen im Normbereich.

Die Montessoripädagogik gehe weg von der Haltung „ich belehre die Kinder, hin zu der Frage „was brauchen sie, wie kann man sie optimal unterstützen“, sagt Pochte. Neulich hätte ein Grundschulkind aus der zweiten Klasse verwundert zu ihr gesagt: „Hier sind alle so nett zu mir.“ Es sei schade, dass dies für das Kind offenbar keine Selbstverständlichkeit sei, da doch eine vertrauensvolle Atmosphäre die Basis für das erfolgreiche Arbeiten miteinander bilde. „Wer schneller oder langsamer lernt, darf das bei uns“, beleuchtet Nader den Aspekt des Lerntempos. In einer Gesellschaft mit so viel Leistungsdruck wie in unserer sei es allerdings nicht immer einfach, den Kindern ihren Raum und ihr eigenes Tempo zu lassen. „Die Kinder müssen Ende der vierten Klasse auf einem bestimmten Stand sein“, unterstreicht Pochte. Darauf werde in ihrer Schule geachtet.

Immer wieder sei es auch in der Jeetzeschule erforderlich, die Eltern hinsichtlich der messbaren Schulerfolge ihrer Kinder zu beruhigen. „Da sind wir im Zwiespalt“, so Pochte. Regeln gebe es durchaus auch an einer Montessori-Schule, beantwortet Nader eine Frage aus dem Publikum. Was begonnen werde, sollte beispielsweise auch zu Ende gemacht werden. Störungen der anderen Kinder seien zu vermeiden. Und die Schüler seien angehalten, ordentlich mit den Unterrichtsmaterialien umzugehen.

„Viele Montessori-Gebildete sind erfolgreiche und zufriedene Menschen“, sagt Hacggqwist über die Resultate der Montessori-Pädagogik. Nader zufolge schnitt im Abiturjahrgang 2023 eine ehemalige Schülerin aus Depekolk als Beste ab, im Jahrgang 2022 hatte die zweitbeste Abiturientin einen Montessori-Hintergrund. „Ich würde aber nicht behaupten, dass wir total hervorstechen mit den Leistungen“, sagt Nader und fügt hinzu: „Uns ist vor allem wichtig, dass jedes Kind seinen eigenen Weg vertrauensvoll geht.“

VON BEATE ACHILLES

Die Volksstimme empfiehlt vom 15. März 2024 den Artikel „Hier sind alle so nett zu mir“ https://epaper.volksstimme.de/volksstimme/share/UEpDRjFJQzhtOGtIdU1aemp5UlhodTU1NEVrQWRwYlBPQm1DaWtQeEo4WGdQd09rRXY4S0F2bmNQd1VhYWt4RC8ySHJIbUhBVitOZVpnbXZuQ1AySUVUcWVZNjRzNlZWNEx6Q3NVbVNEcE9Wd2xFcHlNemNIVFZ0dW11RHNBND0=?preview=true 

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